Gottesdienste: Familienmessen

Vor etwa drei Jahren habe ich ein Gespräch am Pfarrplatz belauscht:

 

A: Du, wir bekommen schon wieder einen neuen Kaplan!

B. Oh je, wieder ein Ausländer?

A: Ja!

B. A Pole oder a Slowak?

A: Na, a Inder

B: Jessas, Maria und Josef, das auch noch!

 

A und B verlassen den Pfarrplatz in verschiedene Richtungen.

 

Was blieb - nicht nur bei A und B - sondern bei allen Hetzendorferinnen und Hetzendorfern, war ein Gemisch aus Erwartung, Hoffnung, Zweifel und Vorfreude, aber auch offen für neue Begegnungen.

 

Dann kamst Du!

 

Was uns zunächst von Dir eingenommen hat, war Deine Fröhlichkeit, die Du von Anbeginn ausgestrahlt hast.

Deine spontane offene Art auf Menschen zuzugehen

Dann kam Deine Feuertaufe, an der schon so mancher Deiner Vorgänger gescheitert ist: Die erste Predigt.

 

Anstatt eine Aufzählung von Regeln, nach denen man ausschließlich das Himmelreich erreichen kann, hast Du uns einfache Anregungen, Hoffnungen mitgegeben, die uns in der folgenden Woche begleiten sollten.

 

Wir waren zufrieden, und meinten: "Der kann bleiben"

 

Doch dann hast Du plötzlich kalte Füße bekommen. Nein, nicht aus Furcht vor uns, dem in der Erzdiözese in Verruf geratenen störrischen Volk der Hetzendorfer, sondern wegen des saukalten Bodens hinter dem Altar.

 

Aber da hat sich unsere Gerti, bekannt für ihre mütterlichen Gefühle für junge Kapläne, ein Herz und ihren Perser genommen – und ihn den Perser, Dir, dem Inder, vor die oder besser gesagt unter die Füße gelegt.

 

Besonders danken möchte wir Dir dafür, dass Du in Deinen Predigten immer darauf hingewiesen hast, dass alle Menschen in gleicher Weise Gottes geliebte Kinder sind,

und dass Du es als selbstverständlich ansiehst, dass alle Frauen und Männern ohne Unterschied vor Gott zum Dienst in und an der Kirche aufgerufen sind.

 

Das ist umso bemerkenswerter, als Du doch aus einer Kultur kommst, die so übergroßen Wert auf Unterschiedlichkeit und starre Rangordnung legt, wie eine andere.

 

Deine Predigt über das Gebet – weg von starren Regeln, statt dessen persönliches Gespräch mit Gott.

 

Und wenn einem die eignen Worte fehlen, betet Jesus Christus für uns zum Vater. Ein wunderbarer Gedanke

 

Und Deine Predigt über die Dreifaltigkeit – das eine Wesen in seiner Vielfalt

 

Und wenn Deine Predigt einmal zu ein wenig Widerspruch geführt hat, dann konnten wir das offen mit Dir ausreden.

 

Umso schöner war immer Dein Segen – dieser große Segen, der uns die ganze Woche begleiten kann.

 

Die unselige diözesane Strukturreform hat nicht nur Pfarrgemeinschaften zerstört, sie hat Euch Priestern oft auch die spirituelle Heimat genommen – und Euch zu Wanderpredigern im negativen Sinn gemacht, die nirgends wirklich zuhause sind.

 

Wir wünschen Dir daher eine offene Gemeinde, die Dich mit Herzen aufnimmt und die Dir zu einer neuen Heimat wird. So wie Du es uns im Pfarrblatt attestiert hast

 

Wir werden uns gerne an die Zeit mit Dir erinnern. Das ist das größte Lob, das Hetzendorf zu vergeben hat.

Wir werden in Abwandlung einer alten Weisheit unter dem Motto „Einmal ein Inder – immer ein Inder“ – voller Zuversicht Deinem Nachfolger entgegen gehen.

 

Dabei werden wir natürlich unseren Heimvorteil voll nutzen:

Wir wissen jetzt, "wie ein Inder tickt".

Dein Nachfolger muss die Erfahrung, wie wir Hetzendorfer ticken, erst machen.

 

Das Schlimmste bei einem Abschied ist immer die leidvolle Debatte über das Abschiedsgeschenk.

 

Eine Krawatte mit dem Rosenkranz, dem Wappen unserer Kirche, die 12. Ausgabe einer Bibel, oder ein zusammenfaltbarer Reisekelch – die Ideen kannten keine Grenze.

 

Wir haben uns daher entschlossen, Dir etwas geben, womit Du Dir selbst eine ganz persönliche kleine Freude bescheren kannst.

Und wir werden uns – ohne zu wissen, worum es dabei geht – einfach mit Dir an Deiner Freude darüber erfreuen.

 

Gott - in seiner wunderbaren Dreifaltigkeit - segne Dich auf Deinem weiteren Weg.

 

Heute feierten wir einen Segensgottesdienst zum Beginn in das neue Kindergarten- und Schuljahr. Pfarrer Karol hat verschiedene Gegenstände aus einer Schultüte und einem Kindergartensackerl ausgepackt, die in Verbindung mit unserem bevorstehenden Jahr stehen.

Da war zum Beispiel eine Lupe, damit wir ganz genau hinsehen können oder eine Stoppuhr, die uns anzeigt, dass wir oft viel Ausdauer brauchen, um zum Ziel zu gelangen. Es war da aber auch ein Schirm drinnen, der hatte eine ganz besondere Bedeutung. Er gibt uns Schutz - ob bei Regen, Sonne oder Schnee - und ist immer größer als wir selbst, sodass wir uns rundherum sicher fühlen können.

Genau so ein Schirm will auch Gott für uns sein. Er ist immer für uns da ist und beschützt uns. Als Erinnerung daran bekamen wir kleine Schirmchen mit, damit wir in schwierigen Situationen daran denken können!